Die Mallorquiner sind anders – wir aber auch!

Nicht nur wir Deutschen, sondern fast jeder Mensch geht davon aus, dass seine Kultur die „richtige“ und damit „normal“ ist. Die jeweils andere, fremde Kultur ist demnach „unnormal“. Würde allerdings Jede/r auf der Richtigkeit seiner Kultur bestehen, hätten sowohl Deutsche wie Spanier und Italiener im Straßenverkehr der Länder mit Linksverkehr ein Problem.

Von Geert Hofstede und Edward T. Hall gibt es wunderbare Modelle, die zum Verständnis der Kulturen beitragen können. Mallorca wird hier leider nicht separat betrachtet; ich schlage die mallorquinische Mentalität somit ausnahmsweise der spanischen zu.

Machtdistanz: Spanien ist als eine Nation einzuordnen, in der hierarchische Ungleichheiten eher akzeptiert werden als in Deutschland (Spanien 57 Punkte auf einer Skala von 0-100; Deutschland 35). Seinem spanischen Chef sollte man daher, insbesondere vor versammeltem Team, nicht wiedersprechen.

Kollektivismus/ Individualismus: Im Vergleich zu Deutschland ist Spanien ein sehr kollektivistisch (statt individualistisch) geprägtes Land (67 Punkte auf einer Skala von 0-100). Kollektivistisch sind „Gesellschaften, in denen der Mensch von Geburt an in geschlossene Wir-Gruppen integriert ist, die ihn ein Leben lang schützen und dafür Loyalität verlangen“. Daher ist hier der Familienzusammenhalt noch stärker ausgeprägt als bei uns. Das sieht man zum Beispiel an den Familienfesten, die häufiger stattfinden und besser besucht sind.

Langfrist-/ Kurzfristorientierung
Spanien ist eine eindeutig kurzfristig orientiertierte Kultur (Spanien 19 /Deutschland 31 Punkte). Beständigkeit von Handwerken, Sparen auf ein Ziel oder Anlegen von Vorräten sind hier nicht so ausgeprägt wie in Deutschland.

Raumverständnis
Es gibt kulturabhängig verschieden große räumliche Abstände bei dem Zusammentreffen von Menschen, die ihnen angenehm sind und die sie zulassen; in Spanien ist der Abstand wesentlich geringer, was mit Küßchen zur Begrüßung oder Berührungen bei Gesprächen einhergeht.

Hinter diesen sogenannten Kulturstandards liegen jahrhundertealte Erfahrungen, aus denen sich Traditionen bildeten. So ist beispielsweise in einem Land mit heißen Sommern, in denen Lebensmittel schnell verderben, eine Lagerhaltung wenig(er) sinnvoll. Mit Traditionen einher gehen Werte. Jeder Mensch verfügt über ein Wertesystem, mit dem er seine Umwelt beurteilt und das in der frühen Kindheit angelegt wird, was dazu führt, dass viele dieser Werte dem Menschen gar nicht bewusst sind.

Eine Bewußtwerdung unserer eigenen Werte und das Anerkennen der anderen (fremden) Kulturgepaart mit dem Wissen wie man dies in Kommunikation umsetzt, nennt man Interkulturelle Kompetenz. Würden wir Deutschen uns der mallorquinischen Werte bewußt werden und diese wertschätzen, könnte es sicher zu einem (noch) besseren Zusammenleben kommen. Denn die mallorquinische Kultur ist nur anders als unsere. Und wir können uns sicher sei, dass vieles, was wir Deutschen tun, Mallorquinern sehr „spanisch“ vorkommt.

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