Es ist viel geschrieben worden über die angebliche Unzuverlässigkeit mallorquinischer Handwerker und Mitarbeiter von Telefongesellschaften oder die Unwilligkeit der hiesigen Beamten. Vieles davon sind Vorurteile. Zu einem besseren Verständnis hilft auf jeden Fall ein Blick in das Thema „Interkulturelle Kommunikation“ und damit verbundener Modelle. Mallorquiner arbeiten „polychron“, das heißt, gerne gleichzeitig an mehreren Dingen – im Gegensatz zu den Deutschen, die lieber „monochron“ tätig sind: konzentriert auf eine Sache. Zudem sind Mallorquiner „beziehungsorientiert“, also auch bei Arbeitsthemen und Geschäftskontakten erst einmal an dem Menschen interessiert. Sie möchten die Privatperson hinter dem Geschäftspartner kennenlernen. Wenn man bei einem Essen dann Vertrauen aufgebaut hat, verhandelt es sich viel besser. Auf uns Deutsche wirkt das ablenkend und unnötig – wir sind „sachorientiert“. Nicht nur hier auf Mallorca, sondern weltweit sind Deutsche für einen sachlichen Kommunikationsstil bekannt, der auf andere Kulturen hart und unpersönlich wirkt. Kritik wird von Deutschen häufig durch sehr „direkte Kommunikation“ geäußert, ohne lange drum herum zu reden. Bei Spaniern generell und eben auch bei Mallorquinern wird „indirekte Kommunikation“ bevorzugt, um die gute Beziehung, die man aufgebaut hat, nicht zu gefährden. Kommunikationsprobleme sind da vorprogrammiert. Ein Mallorquiner wird einen Deutschen in der Arbeitsbeziehung womöglich als kühl und abweisend wahrnehmen – wir hingegen verstehen wahrscheinlich ein „Nein“ nicht, wenn es verklausuliert geäußert wird und mokieren uns über die unpräzise Formulierung.
Sie müssen nicht jeden Beamten zum Essen einladen (das könnte dann auch als Bestechung aufgefasst werden), aber mit ihrem Bauleiter, dem Elektriker oder Vermieter das Geschäftliche bei einem Cortado zu besprechen und dabei auch ein bisschen Persönliches zu erzählen, wird für eine gelungene Arbeitsbeziehung ganz sicher hilfreich sein.