„Interkulturelle Kommunikation“ belletristisch

Man kann Ländern oder Regionen auf verschiedene Weise nahekommen, eine davon ist die Literatur. Für „Mallorca“ listet Amazon 69.927 Titel auf, darunter Reise- und Wanderführer, Romane, CDs, Kartenmaterial und Jutebeutel. Um sich in die mallorquinische Mentalität ein wenig einzulesen, empfehle ich u.a.: „So sind wir Mallorquiner“ von Josep Moll Marques, „Geliebte Mallorquiner“ von Guy De Forestier, „Gente de Mallorca“ von Javier Cormina und (ein wenig eingeschränkt) auch: „Gebrauchsanweisung für Mallorca“ (es gibt zwei Versionen, ich finde die ältere, von Elfie Donnelly, besser). Ein Bekannter von mir sagte neulich, sein (generelles) Lieblingsbuch sei: „Die Insel des zweiten Gesichts“ von Albert Vigoleis Thelen, über dessen fünf Jahre auf Mallorca. Ich habe die dicke Schwarte im Regal, schon zweimal angefangen, bin aber noch nicht richtig reingekommen, da der Stil sehr gewöhnungsbedürftig ist…

Intuitiv habe ich es schon mein Leben lang so gemacht, dass ich mir für eine anstehende Reise verschiedenste Literatur zu dem jeweiligen Land besorgt habe – nicht nur Reiseführer, sondern auch Belletristik. So bin ich zum Beispiel einst, als ich nach Sri Lanka fuhr, auf Michael Ondaatje gestossen. Damals las ich „Anils Geist“, eine sehr bedrückende Geschichte über eine Rechtsmedizinerin, die in ihre Heimat Sri Lanka fährt, um für das UNHCR Beweise zu sammeln für die Beteiligung der Regierung an Folter und Tod. Heutzutage würde ich von ihm eher „Es liegt in der Familie“ empfehlen. Denn auch hier bekommt man einen guten Einblick in die sri-lankische Mentalität. Michael Ondaatje (der in England und Kanada aufwuchs) beschreibt darin eine Reise zu seinen sri-lankischen Wurzeln.

Gerade lese ich (tagsüber) Amitav Ghosh´s Kurzgeschichten-Sammlung „Zeiten des Glücks im Unglück“ (von 2006) über verschiedene Länder des indischen Subkontinents. Zeitgleich (im Bett) Paul Theroux´s „An den Gestaden des Mittelmeers“ (von 1995). Beide vermitteln in kurzen, geballten Geschichten eine guten Einblick in folgende Kulturen: 1.) Indien, Myanmar, Kambodscha, Sri-Lanka, Pakistan und Tibet, bzw.: 2.) Spanien (verschiedene Regionen, u.a. auch Mallorca), Frankreich, Italien, Kroatien, Bosnien, Slowenien, Albanien, Griechenland, Türkei, Syrien, Jordanien, Libanon, Israel, Palästina, Zypern, Tunesien und Marokko). Über Mallorca schreibt Theroux unter anderem: „Mallorca, das Manchen als das Herz des Mittelmeers gilt, weil es alle seine Vorzüge auf sich vereint,…(Ich) war froh, ein so schönes Fleckchen … gefunden zu haben.“. Und, als er ein paar Tage in Sóller bleibt und dort wandern geht: „Nur noch Deutsche, in der Tat: paarweise große, vierschrötige, wasserfeste Wanderer mit Parkas, und Kniebundhosen, Wanderstöcken und Ferngläsern…. Es waren Deutsche von der robusten, rotgesichtigen Sorte …“.

Gestern war ich auf einer Party und unterhielt mit mit Alexandra über das Thema Interkulturelle Kommunikation und Belletristik. Sie empfahl zum Iran „Rosenjahre: Meine Familie zwischen Persien und Deutschland“ von Jasmin Tabatabai. Sie war total begeistert. Generell kann man sicher immer empfehlen: Die Reihe „Kulturschock“ aus dem Reise Know How Verlag (von Afghanistan über Belgien, Chile, Ungarn bis Vietnam) und die Sympathie-Magazin Reihe vom Studienkreis für Tourismus (50 Themen, 4,60 Euro/Heft, http://www.sympathiemagazin.com). Für Syrien ist Rafik Shami anerkanntermaßen ein Schriftsteller, der die syrische Mentalität wunderbar beschreibt. Gleiches gilt sicherlich für Khaled Hosseini, der sein Afghanistan porträtiert, Roddy Doyle mit Irland und viele andere.

Ich selber fand faszinierend und/oder beeindruckend: „Erklärt Pereira“ von Antonio Tabucchi über Portugal in den Zeiten der Salazar-Diktatur, „Bewohnte Frau“ von Gioconda Belli über Widerstand in Nicaragua, „Der Gott der kleinen Dinge“ von Arundhati Roy über eine schlimme Kindheit in Indien, „Der Schatten des Windes“ von Carlos Ruíz Zafón über eine Kindheit in Barcelona, „Das Geisterhaus“ von Isabel Allende über Chile in den Zeiten der Diktatur.

Es wäre wunderbar, wenn Ihr mir weitere Autoren nennen könnt, die über ihr Land, ihre Kultur und Mentalität belletristisch geschrieben haben. Oder andersrum, wie in „Grüß Gott aus Deutschland“ von Emmanuel Kileo, einem tansanischen Pfarrer, der als Missionar nach Deutschland kommt und die deutsche Mentalität zu ergründen versucht….

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