„Sollen die Einheimischen doch hier wegziehen!“- meinte ein deutscher Tourist in El Arenal auf die Frage, ob er verstehen könne, dass manche Mallorquiner, die in dem Viertel aufgewachsen sind, den Ballermann-Tourismus am liebsten einschränken wollen würden (zu sehen und hören in einem Beitrag von Spiegel TV vom 31. Juli 2016).
Man stelle sich einmal vor, dass einem gebürtigen Bad Godesberger (egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund) Menschen in streng islamischer Kleidung sagen würden, er solle doch woanders hinziehen, wenn er ihren Anblick nicht mag (tatsächlich ist das Ortsbild von Bad Godesberg nach 18 Uhr bestimmt von Menschen arabischer Herkunft, viele davon ausländische Medizintouristen, die sich Nase, Augen, Busen oder Po verändern lassen). Oder dass ein betrunkener Niederländer/Brite/Amerikaner/Japaner einem Ur-Kölner während des Karnevals (oder einem Ur-Münchner während des Oktoberfestes) um die Ohren haut, er könne ja weggehen, wenn dieser es nicht gut findet, dass Glas auf die Strasse geschmissen, in einen Vorgarten gebrochen oder an seine Hauswand gepinkelt wird. Der Aufschrei wäre groß und es ist leicht vorstellbar, wie er lauten würde: „Ausländer raus…“.
Ich finde, bislang sind die Mallorquiner erstaunlich gelassen geblieben trotz mehr als 10 Millionen Touristen im Jahr und 20% Ausländeranteils an den Einwohnern. Von uns Deutschen wünsche ich mir, dass wir uns als Gäste fühlen und nicht, wie ein deutscher Blogger eines Newsletter, den ich abonniert hatte, neulich schrieb: „Die Schwarzafrikaner und fliegenden Händler in Palma nerven mich seit Jahren schon….“. Ich bin sofort aus dem Newsletter ausgetreten und fragte ihn, wie er es fände, wenn Mallorquiner in einem Blog schreiben würden: „Die intoleranten Deutschen, die meinen, sich hier als Kolonialherren aufspielen zu können, nerven mich schon seit Jahren…“.
Bislang sind solche Meinungen unter der mallorquinischen Bevölkerung nur vereinzelt zu finden. Anfang des Jahres schlugen die Wellen hoch, als sich Schmierereien an mehreren Hauswänden fanden wie „Tourist – you are a terrorist“. Sie stammten eindeutig von ein und derselben Person, die bislang aber nicht identifiziert wurde.
Auf http://www.gutefrage.net wird gefragt: „Ist Mallorca eine deutsche Kolonie? Also mal angenommen wenn genug deutsche Staatsbürger ihr Handtuch auf das Gebiet der spanischen Insel Malle werfen, könnte dies dann als Annektion gelten?“ – als „Hilfreichste Antwort“ erscheint: „Nein, es handelt sich lediglich um eine Parallelgesellschaft integrationsunwilliger Arbeitsloser.“
http://www.spiegel.de/sptv/spiegeltv/spiegel-tv-ueber-touristenansturm-auf-mallorca-a-1105659.html
Auch zum Thema passt ein Artikel aus dem heutigen Diario de Mallorca. “Viaje al turismo basura“ (Reise zum Mülltourismus) – So heisst das neue Buch des Autors und Journalisten Joan Luis Ferrer, mit dem er seine Erlebnisse in den Urlaubsorten Lloret de Mar, Salou, Barcelona, Sant Antoni und Magaluf beschreibt. Er nennt Magaluf einen „Themenpark für Alkohol, ein Disneyworld für Betrunkene“. Allen fünf Orten gemein sei nicht nur, dass es sich um extremen Massentourismus handele, sondern dort würden sich die Touristen in einer Art benehmen, die gegen das Allgemeinwohl gehe und daher auch eine Gefahr für die Touristen selber sei. Missbrauch von Alkohol und Drogen führe zu Unfällen wie beim Balconing (Balkonklettern) – teilweise mit tödlichem Ausgang (jedes Jahr etwa zehn) – oder zu einer Überdosis mit fatalen Folgen. Zudem vertreibe diese Art von Tourismus angestammte Einwohner aus den Zonen. Von den fünf genannten Orten sei Magaluf der schlimmste. Läppisch hingegen seien im Gegenzug dazu die Konsequenzen, die von den Behörden gezogen würden auf die jeweils hunderte Anzeigen wegen Prostitution, Drogenhandel, nicht eingehaltener Sperrstunden, Lärmbelästigung usw.
Mein Exfreund behauptet, man muss einmal im Jahr nach Magaluf fahren, um dem schlimmsten menschlichen Irrsinn ins Auge zu schauen, um dann wieder ganz zufrieden mit sich sein zu können.… Ich schaffe das nicht jedes Jahr.