Hawaiitoast und Körperbehaarung

Neulich las ich von Eric T. Hansen: „Planet Germany – Eine Expedition in die Heimat des Hawaii-Toastes“. Er selber ist Hawaiianer; lebt aber seit langem schon in Deutschland. Er sieht gar nicht so aus, wie man sich den typischen „Eingeborenen“ (klein, Kringellocken, dunkelhäutig und immer ein Surfbrett unter dem Arm) von dort vorstellt, sondern wie ein typischer Texas-Amerikaner (groß, etwas füllig, käseweiß, große Nase, Cowboyhut).

Sein Zugang zu dem Thema „Interkulturelle Kommunikation“ war Folgender: Er traf vor ca. 20 Jahren in Deutschland eine junge Frau, die ein Jahr in Amerika verbracht hatte. Auf seine Frage, wie es gewesen sei, sagte sie: „Schrecklich“. Sie war dort immer die Aussenseiterin gewesen, weil sie sich weder die Achseln noch die Beine rasierte. Er machte sich alle möglichen Gedanken, was wohl eine Amerikanerin gesagt hätte, wenn sie deswegen ausgegrenzt worden wäre (z.B.: „Ich demonstriere damit gegen den Vietnamkrieg“ oder „Haaaalllooooo, Ich bin Feministin!!!“). Auf seine Frage, warum sie sich nicht einfach rasiert hätte, um nicht mehr aussen zu stehen, sagte sie, dass sie dann nicht mehr sie selbst gewesen wäre. Das imponierte ihm sehr und nahm ihn sehr für die Deutschen ein. Und es war die Initialzündung für seine Forschungen: Als Amerikaner untersuchte er daraufhin in Deutschland die Unterschiede der jeweiligen Mentalitäten.

Sein Buch ist leider nicht so interessant und/oder lustig, wie ich dachte. Dennoch hier ein paar spannende Auszüge daraus (die er aus verschiedenen seriösen Quellen zusammengetragen hat):
– die größte Armee der Welt besitzt China
– die höchsten Ausgaben für Armeen in Bezug auf das Bruttoinlandsprodukt BIP haben in folgender Reihenfolge: Nordkorea, Russland, Türkei, Kuba, Vereinigte Arabische Emirate
– das am wenigsten korrupte Land der Welt ist: Finnland
– am ausgeglichensten in Bezug auf Gendergleichheit ist: Norwegen (Dt.: Platz 15)
laut HDI (Human Development Index) ist die Lebensqualität am höchsten: In Norwegen
– der Bierkonsum ist nicht etwa in Deutschland am höchsten; wir liegen auf Platz 3 nach: Tschechien und Irland.
– das PEW Research Center fand bei einer Umfrage 2002 über Mentatlitätsunterschiede u.a. auf die Frage: „Ist Erfolg im Leben durch Umstände bestimmt, die außerhalb unserer Kontrolle liegen?“ heraus: Zustimmung in den USA: 32% ; Indien: 57%, In Deutschland: Erstaunliche 68%.

Haarentfernung gab es übrigens in manchen Kulturen bereits im Altertum wie in Ägypten, im antiken Rom und in Griechenland. Der sich ab dem Mittelalter ausbreitende Islam sieht eine Entfernung der Haare bei Frauen wie Männern mindestens einmal im Monat vor. Die Tradition, vor einer Hochzeit, die Braut in einer Zeremonie von allen Haaren ausser der Kopfbehaarung und den Augenbrauen zu entfernen, hat sich im arabischen Raum weitgehend bis heute gehalten. Der haarlose Körper gilt als Symbol der Unbeflecktheit. Im Mittelalter war in vielen Ländern Europas die Haarentfernung bei Frauen vor allem in gehobenen Schichten Mode. Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat sich auch in Deutschland immer mehr das Bild durchgesetzt, dass rasierte Beine und Achseln attraktiver seien. Heutzutage gibt es in Deutschland vor allem unter Jugendlichen die Vorstellung, dass jegliche weibliche Achsel-, Bein- und Schambehaarung unästetisch sei. Charlotte Roche wünscht sich allerdings: „Ich hätte gerne, dass es auf Frauen einen weniger großen Druck gibt, sich komplett zu enthaaren…“.

Laut einer nicht repräsentativen, aber wahrscheinlich dennoch die Wahrheit abbildenden Studie von Wilkinson unter 1.000 Frauen in Europa, rasieren sich die deutschen Frauen am wenigsten die Beine und auch sonst alles andere. Der angebliche Grund: Klimabedingungen – in Südeuropa sei es heisser, da schwitze man mehr und muss sich also mehr rasieren. Das gilt natürlich auch für Männer: Eine ebenfalls gar nicht repräsentative Studie der Autorin in den letzten drei Jahren unter 2 Teilnehmern hat ergeben, dass sich spanische Männer mehr Haare entfernen als deutsche – nämlich alle!

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