In Zeiten von Fachkräftemangel erkennen immer mehr Unternehmen, die Chance, die darin liegt, Fachkräfte aus anderen Ländern anzuwerben. Doch wie integriert man Menschen aus ganz anderen Kulturen in ein Team? Denn es gibt ganz unterschiedliche Haltungen zu Themen wie: Pünktlichkeit, (gemeinsame) Pausen, Umgang mit Deadlines, Teamarbeit oder eher Einzelanstrengung, Trennung von Privat- und Berufsleben, direkte oder indirekte Kommunikation und vielem mehr.
Der Schlüssel zu einem guten Team, welches vertrauensvoll zusammenarbeitet, ist Toleranz, Respekt und Empathie. Paula
Interkulturelles Teambuilding kann nur dann gut funktionieren, wenn von allen Seiten und insbesondere von der Geschäftsführung eine Wertschätzung zur kulturellen Diversität besteht. Sprich, dass sich alle Beteiligten bewusst sind, dass Menschen aus anderen Kulturen eine andere Sozialisation erfahren haben und Dinge anders sehen … und dass das als Vorteil / Bereicherung erkannt wird.
Eine Studie von McKinsey aus dem Jahr 2018 belegt den Zusammenhang zwischen Diversität und Geschäftserfolg. „Der Zusammenhang zwischen Vielfalt im Management und Geschäftserfolg ist real. Die Förderung von Talenten mit unterschiedlichen Hintergründen, Männer wie Frauen, unterschiedliche Ethnien und wissenschaftliche Hintergründe, ist sowohl eine Frage der Gerechtigkeit als auch eine Business-Priorität,“ betont Julia Sperling, McKinsey-Partnerin im Frankfurter Büro.
Doch wie kommt man zu einem gut zusammenarbeitenden Team aus unterschiedlichen Kulturen? Denn: Potentielle Konflikte innerhalb eines Teams können an vielerlei Stellen auftauchen, z.B. im unterschiedlichen Umgang mit:
- Beziehungsaufbau: In vielen Kulturen muss man zunächst eine gute Beziehung miteinander aufbauen, bevor man gut miteinander arbeiten kann; für uns Deutsche wirkt diese Zeit-Investition häufig wie Zeit-Verschwendung.
- Direkte versus indirekte Kommunikation: Der deutsche Kommunikationsstil ist einer der direktesten weltweit, auf viele Kulturen wirkt er kalt und emotionslos. Wir Deutsche hingegen nehmen Menschen mit indirektem Kommunikationsstil häufig als „sich schwammig ausdrückend“ wahr.
- Kritik: Kulturen, die stark beziehungsorientiert sind, verstehen negative Kritik nicht sachlich-, sondern immer persönlich; negative Kritik wird in solchen Kulturen daher eher vermieden. Auf uns Deutsche kann das so wirken, als würde man mit Kritik nicht umgehen können.
- Macht: Wer reißt in einem Team das Wort an sich, wer hält sich als graue Eminenz zurück, wer kocht Kaffee, etc.? Wie sich Macht in einem Team darstellt, ist kulturell unterschiedlich).
- Emotionen: Deutschland ist eine so genannte „neutrale Kultur“, in der Emotionen im beruflichen Kontext eher nicht gezeigt werden … anders als in „affektiven Kulturen“.
- Harmoniebestrebung versus Leistungsorientierung: Kommen Mitarbeitende eher aus maskulinen Kulturen, wo es vor allem um Leistung geht oder aus femininen Kulturen, wo Harmoniestreben wichtig ist?
- Motivatoren: Kulturen haben unterschiedliche Motivatoren; z.B.: in kollektivistischen Kulturen ist ein gutes Arbeitsklima als Team wichtig, in individualistischen Kulturen eher eine gute Vergütung, persönliche Anerkennung oder Karriereaussichten.
- Zeitorientierung: Sind die Mitarbeitenden eher an kurz- oder langfristigen Erfolgen interessiert; bevorzugen sie Arbeitsschritte, die nacheinander ablaufen (monochron) oder nebeneinander (polychron)?
- Universalismus oder Partikularismus: Was ist wichtiger – Regeln oder Beziehungen?
- Trennung von Privat- und Berufsleben: In beziehungsorientierten Kulturen vermischen Menschen Privat- und Berufsleben; wir Deutschen eher nicht: „Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps“.
Beispiele (hier entlang einiger der oben genannten Dimensionen):
Individualistische Kulturen:
USA, UK, Deutschland, Schweden, Niederlande, Polen, Australien
Kollektivistische Kulturen:
Asiatische Kulturen wie: China, Thailand; lateinamerikanische Kulturen
Sachorientierte Kulturen:
Nord-Europa, Nordamerika, Australien
Beziehungsorientierte Kulturen:
Süd- und Osteuropa, Südamerika, China, Thailand
Maskuline Kulturen:
Deutschland, Japan, China, UK, Polen
Feminine Kulturen:
Schweden, Niederlande, Thailand
In unregelmäßigen Abständen werde ich zu den einzelnen Dimensionen in diesem Blog Beispiele vorstellen.
Fotonachweis: Vielen Dank an: pexels-fauxels-3184360